Institutionelles Repositorium
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Hier finden Sie sämtliche Beiträge der redaktionell vom Leibniz-Instituts für Bildungsmedien betreuten Publikationen im Volltext sowie eine möglichst vollständige Sammlung weiterer (nicht der Bildungsmedienforschung angehörige) Publikationen von Mitarbeiter*innen des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien.
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Item Der Handlungsspielraum der jüdischen Gemeindeleitung in Tunis 1942-43(2015-06-19) Friedl, SophieDie Juden Tunesiens machten eine Erfahrung, die in Nordafrika eine Ausnahme darstellte: Sie waren 1942-43 während der sechsmonatigen deutsch-italienischen Besatzung des Landes unmittelbar mit nationalsozialistischen Behörden konfrontiert. In Tunesien verdichteten sich konkurrierende Machtansprüche und Interessen: des Beys, der französischen Kolonialmacht, der aufstrebenden tunesischen Nationalisten, Italiens – und auch innerhalb des deutschen Lagers sind Differenzen zwischen SS und Wehrmacht festzustellen. Auf deutscher Seite dominierten nicht die Vernichtungsbestrebungen des in Tunis stationierten SS-Einsatzkommandos, sondern pragmatische Überlegungen der Wehrmacht gestalteten die Judenpolitik maßgeblich. Die spezifischen politischen und militärischen Gegebenheiten eröffneten den Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde in Tunis Möglichkeiten, zur Rettung der ihnen anvertrauten Menschen und ihrer selbst beizutragen. Das Handeln der jüdischen Funktionäre oszillierte zwischen Anpassung und Kooperation, einerseits, und Verweigerung und heimlichem Widerstand, andererseits. In der Hoffnung auf eine baldige Befreiung durch die Alliierten passte sich die Gemeindeleitung an und erfüllte die deutschen Forderungen: Sie zwang jüdische Männer, unter Lebensgefahr für die Besatzer zu arbeiten und organisierte die Enteignung jüdischen Eigentums. Gleichzeitig versuchten die Gemeinderepräsentanten, durch Ineffizienz, durch Verhandlungen und durch Bestechung einschneidende Maßnahmen abzumildern. Sie setzten dem nationalsozialistischen Überlegenheitsdiskurs demonstratives role-taking refusal (G. R. Musolf) entgegen und beharrten auf ihrer Würde. Tatsächlich konnten sie bemerkenswerte Erfolge gegen die antisemitische Verfolgung erzielen: die Zwangsarbeiterrekrutierung verschleppen, Vergewaltigungen jüdischer Frauen durch die Soldaten der Besatzungsmächte verringern, jüdische Geiseln befreien und teilweise die (Über-)Lebensbedingungen internierter Zwangsarbeiter verbessern. Aus dieser Doppelstrategie entsprangen unüberwindbare moralische Dilemmata und tiefe innerjüdische Konflikte. Die jüdischen Funktionäre stritten sich erbittert über die Frage, wie mit Männern umzugehen sei, die sich der Zwangsarbeit entzogen, und inwieweit man dabei zu Gewalt greifen dürfe. Zugleich mussten sie sich mit Vorwürfen der Korruption, des Egoismus und der Kollaboration auseinandersetzen. Diese Dynamik erinnert an die Entwicklungen in europäischen jüdischen Gemeinden und Ghettos. Der Gemeindeleitung kam, entgegen ihrem Willen, eine für Judenräte charakteristische mehrdeutige soziale Rolle zu, auch wenn sie ihre Legitimität aus einer partiellen Kontinuität zu demokratischen Vorgängergremien bezog und kein typisches Beispiel einer headship-Organisation (D. Michman) darstellte. Die vorliegende Arbeit nimmt theoretische Anleihen beim Symbolischen Interaktionismus nach H. Blumer und G. R. Musolf sowie bei J. Sémelins Klassifizierung widerständigen Verhaltens gegenüber der Besatzungsmacht. Sie wendet die Typologie der Organisationsstruktur von Judenräten von D. Michman an und basiert auf umfangreichem Quellenmaterial, das tunesisch-jüdische, deutsche, französische, italienische und beylikalische Perspektiven einschließt.Item Bravo italiano e cattivo tedesco?: Darstellung der nationalsozialistischen und faschistischen Diktaturen in italienischen Schulgeschichtsbüchern(2016-06-24) Bosch, Isabelle;Der vorliegende Aufsatz untersucht die Darstellung des Faschismus und Nationalsozialismus in italienischen Schulgeschichtsbüchern aus fünf Jahrzehnten: die1950er bis 2000er Jahre. Die Darstellung der italienischen und deutschen Diktatur wird dabei vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in Italien beleuchtet. Das Erkentnisinteresse gilt dieser Phase der italienischen und deutschen Geschichte, die bis heute noch kontroverse Diskussionen auslöst sowie die nationale Identität Italiens maßgeblich beeinflusst. Die Schulgeschichtsbücher werden in diesem Kontext als Beitrag und Zeugnis des nationalen Selbstverständnisses definiert und deuten den seit einigen Jahren stattfindenden Wandel zum differenzierten Umgang mit der nationalen Geschichte an.Item Enseigner le nazisme et la Shoah. Une étude comparée des manuels scolaires en Europe. Teaching nazism and the Shoah. A comparative study of European school history textbooks(Göttingen: V&R unipress, 2012-11-11) Lécureur, BertrandComment la période nazie et la Shoah ont-elles été représentées dans les manuels d’histoire publiés depuis 1950, en Allemagne, au Royaume-Uni, en Belgique francophone et en France? Cette étude propose une comparaison des différents contenus et particulièrement de leur évolution depuis plus d’un demi-siècle avec l’apport de la recherche historique et de l’actualité sur ces sujets. Alors que l’opinion publique européenne évoque communément le profond mutisme sur la période nazie et la Shoah jusqu’à la fin des années quatre-vingts, les manuels d’histoire révèlent tout autre chose dès les années cinquante. La présente recherche s’emploie donc à rétablir la vérité et à suivre pas à pas les changements survenus dans la présentation de la politique nazie et de la Shoah. On y découvre en particulier les nettes différences quantitatives et qualitatives entre les manuels de chaque pays, un constat impliquant la recherche de justifications indispensables.Item Grenzgänger(Göttingen: V&R unipress, 2009) Georg-Eckert-Institut. Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (ed.); Henry, Roderich; Grindel, Susanne; Kopisch, Wendy AnneDer Sammelband vereint Aufsätze aus drei Jahrzehnten. Ein erster Themenbereich ist der Nationalsozialismus, vor allem aus der Sicht seiner Opfer. Diesem Thema gilt Falk Pingels wissenschaftliche, gesellschaftspolitische und didaktische Leidenschaft. Ein zweites Forschungsfeld ist die deutsche Nachkriegsgeschichte in ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimension. Schon früh geht er auch hier über eine eher traditionelle (Re)konstruktion des Vergangenen hinaus und untersucht die Rolle der Geschichtswissenschaft in ihrem Verhältnis zur Zeitgeschichte und zur Geschichtsdidaktik. Der dritte Themenbereich schließt hier an: Wer sich mit Fragen der Vermittlung geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse auseinander setzt, kommt an einem zentralen Medium nicht vorbei - dem Schulbuch. Falk Pingel hat die Schulbuchforschung methodisch konsolidiert und weiterentwickelt. Er hat immer wieder die politische Verantwortung der Wissenschaft thematisiert und damit Grenzen überschritten - zwischen Forschung und Politik, Wissenschaft und pädagogischer Praxis, Staaten und Kulturen.