Publikationen der MitarbeiterInnen des Georg-Eckert-Instituts
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Sammlung weiterer (nicht notwendigerweise der Bildungsmedienforschung angehörenden) Publikationen der GEI-MitarbeiterInnen.
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Item Der Wille zum Subjekt. Zur Genealogie politischer Inklusion in Frankreich (16.-20. Jahrhundert)(Bielefeld: transcript, 2014) Otto, MarcusMarcus Otto unternimmt eine systemtheoretisch inspirierte genealogische Wiederbeschreibung eines Metanarrativs der Moderne, das sich als Imperativ politischer Inklusion historisch wirkmächtig an der Figur des Subjekts entfaltete. Dies impliziert die Dekonstruktion eines übergreifenden Willens zum Subjekt, der bis heute nicht nur in politischen und gesellschaftlichen Selbstbeschreibungen, sondern auch in der Historiographie vorherrscht. Mithin ist in einem umfassenden Sinne, der sich an der Figur des Subjekts kristallisiert, also der "Kopf des Königs noch immer nicht gerollt", wie Foucault einst bezogen auf das politische Denken formuliert hat.Item Expansion und Aktivitäten des Mercedarier-Ordens im Andenraum des 16. Jahrhunderts(2015-07-23) Keller, MaretDie „Entdeckung“ Amerikas und das damit einhergehende Aufeinandertreffen der Kulturen erschütterten und veränderten das Weltbild aller Beteiligten. Die vorliegende Studie bereichert unser Verständnis dieses Geschehens, das internationale Beziehungen und das Selbstverständnis der Kulturen bis heute prägt. Anhand von bislang wenig bekanntem Quellenmaterial wird rekonstruiert, wie Mitglieder des Ordens Unserer Lieben Frau der Barmherzigkeit (Mercedarier) im Gefolge europäischer Invasoren in den Andenraum gelangten und dort an der Herausbildung der kolonialen Gesellschaft beteiligt waren. Neben der Rolle der Mönche in den Eroberungs- und Bürgerkriegen und den Jahrzehnten indigenen Widerstands nimmt die Untersuchung auch die weltliche Gesetzgebung, die Konkurrenzsituation zu anderen Orden und dem Weltklerus und prominente Beispiele mercedarischer Missionsarbeit in den Blick. Eine Analyse der Ordensreform und der transatlantischen Beziehungen seiner Provinzen zeigt, wie die Mission letztlich erst in den Darstellungen mercedarischer Chronisten des 17. Jahrhunderts vollständig in das Selbstbild des gesamten Ordens integriert wurde.Item Der Handlungsspielraum der jüdischen Gemeindeleitung in Tunis 1942-43(2015-06-19) Friedl, SophieDie Juden Tunesiens machten eine Erfahrung, die in Nordafrika eine Ausnahme darstellte: Sie waren 1942-43 während der sechsmonatigen deutsch-italienischen Besatzung des Landes unmittelbar mit nationalsozialistischen Behörden konfrontiert. In Tunesien verdichteten sich konkurrierende Machtansprüche und Interessen: des Beys, der französischen Kolonialmacht, der aufstrebenden tunesischen Nationalisten, Italiens – und auch innerhalb des deutschen Lagers sind Differenzen zwischen SS und Wehrmacht festzustellen. Auf deutscher Seite dominierten nicht die Vernichtungsbestrebungen des in Tunis stationierten SS-Einsatzkommandos, sondern pragmatische Überlegungen der Wehrmacht gestalteten die Judenpolitik maßgeblich. Die spezifischen politischen und militärischen Gegebenheiten eröffneten den Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde in Tunis Möglichkeiten, zur Rettung der ihnen anvertrauten Menschen und ihrer selbst beizutragen. Das Handeln der jüdischen Funktionäre oszillierte zwischen Anpassung und Kooperation, einerseits, und Verweigerung und heimlichem Widerstand, andererseits. In der Hoffnung auf eine baldige Befreiung durch die Alliierten passte sich die Gemeindeleitung an und erfüllte die deutschen Forderungen: Sie zwang jüdische Männer, unter Lebensgefahr für die Besatzer zu arbeiten und organisierte die Enteignung jüdischen Eigentums. Gleichzeitig versuchten die Gemeinderepräsentanten, durch Ineffizienz, durch Verhandlungen und durch Bestechung einschneidende Maßnahmen abzumildern. Sie setzten dem nationalsozialistischen Überlegenheitsdiskurs demonstratives role-taking refusal (G. R. Musolf) entgegen und beharrten auf ihrer Würde. Tatsächlich konnten sie bemerkenswerte Erfolge gegen die antisemitische Verfolgung erzielen: die Zwangsarbeiterrekrutierung verschleppen, Vergewaltigungen jüdischer Frauen durch die Soldaten der Besatzungsmächte verringern, jüdische Geiseln befreien und teilweise die (Über-)Lebensbedingungen internierter Zwangsarbeiter verbessern. Aus dieser Doppelstrategie entsprangen unüberwindbare moralische Dilemmata und tiefe innerjüdische Konflikte. Die jüdischen Funktionäre stritten sich erbittert über die Frage, wie mit Männern umzugehen sei, die sich der Zwangsarbeit entzogen, und inwieweit man dabei zu Gewalt greifen dürfe. Zugleich mussten sie sich mit Vorwürfen der Korruption, des Egoismus und der Kollaboration auseinandersetzen. Diese Dynamik erinnert an die Entwicklungen in europäischen jüdischen Gemeinden und Ghettos. Der Gemeindeleitung kam, entgegen ihrem Willen, eine für Judenräte charakteristische mehrdeutige soziale Rolle zu, auch wenn sie ihre Legitimität aus einer partiellen Kontinuität zu demokratischen Vorgängergremien bezog und kein typisches Beispiel einer headship-Organisation (D. Michman) darstellte. Die vorliegende Arbeit nimmt theoretische Anleihen beim Symbolischen Interaktionismus nach H. Blumer und G. R. Musolf sowie bei J. Sémelins Klassifizierung widerständigen Verhaltens gegenüber der Besatzungsmacht. Sie wendet die Typologie der Organisationsstruktur von Judenräten von D. Michman an und basiert auf umfangreichem Quellenmaterial, das tunesisch-jüdische, deutsche, französische, italienische und beylikalische Perspektiven einschließt.